16.06.2020

Was ist über Covid-19 bei Schwangeren und Ungeborenen bekannt?

Viele Beratungsstellen für Schwangere berichten, dass in jedem Gespräch auch die Auswirkungen der Corona-Krise angesprochen werden. Für die werdende Mutter und für eine Mutter mit Säugling ist die Thematik sogar von sehr starkem Interesse. Kann bei der Geburt etwas passieren? Was ist, wenn sich die Schwangere infiziert hat. Kann das Kind im Mutterleib oder der Säugling nach der Geburt Schaden nehmen?

Die gute Nachricht zuerst: Schwangere Frauen haben durch eine Infektion mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 weder ein erhöhtes Sterberisiko für sich oder das ungeborene Kind, noch einen schweren Krankheitsverlauf.

Auf den Internet-Seiten des Robert-Koch-Instituts, das in Deutschland die zentrale Anlaufstelle für die Meldezahlen und den Infektionsschutz ist, lesen wir diese Mitteilung mit Datum vom 30. März 2020 als Frequently Asked Question (FAQ): „Schwangere scheinen der WHO und deren Daten aus China zufolge kein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu haben.“ Und: „In den meisten Fällen zeigen die Kinder COVID-positiver Mütter nach der Geburt keine Krankheitszeichen.“ Ferner: „Bisher gibt es keine Nachweise von SARS-CoV-2 in der Muttermilch.“ Trotzdem hält sich die Behörde – vermutlich aus Angst etwas nicht zu wissen – eine Hintertür offen und stellt fest: „Die Datenlage ist derzeit aber noch nicht ausreichend, um diese und andere Fragen zu COVID-19 in der Schwangerschaft sicher zu beantworten.“

Diese Wissenslücke ist freilich vielen, die derzeit über die Gefahren von SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft informieren, nicht genug: Sie warnen und erwägen Eventualitäten. Ein Beispiel aus einer Illustrierten, die nicht für ihre Pro-Life-Einstellung bekannt ist: „Durch die Schwangerschaft macht der weibliche Körper allerdings Veränderungen durch, die sich womöglich negativ auf den Verlauf einer eventuellen Erkrankung auswirken könnten.“ (Der Stern, 5. März 2020) Solche Sätze verunsichern, ohne dass sie irgendeine nützliche Information enthalten.

Zum Glück gibt es Forscher, die es ganz genau wissen wollen. Dazu gehört Frau Professor Dena Goffmann von der Columbia University in New York. Zusammen mit Kolleginnen testete sie alle 215 schwangeren Frauen, die in zwei Kliniken der von Corona-Infektionen stark betroffenen US-amerikanischen Großstadt im März wegen einer anstehenden Geburt eingeliefert wurden.
Die Untersuchung, die am 13. April im New England Journal of Medicine (DOI:10.1056/JEJMc2009316) veröffentlicht worden ist, ergab: Etwa 15 Prozent aller schwangeren Patientinnen (Gesamtzahl: 215) zwischen dem 22. März und dem 4. April waren in den beiden Geburtskliniken mit SARS-CoV-2 infiziert! Also etwa eine von acht schwangeren New Yorkerinnen hatte das Corona-Virus, das COVID-19 auslöst und an dem in den USA bis zu diesem Zeitpunkt 30.000 Menschen gestorben sind. Vier der positiv getesteten Frauen hatten bei der Einlieferung Fieber. Die anderen 29 von 33 schwangeren Frauen, die mit einem Rachenabstrich positiv getestet waren, hatten keine Krankheits-Symptome. Dies blieb auch bis nach der Entbindung so. Alle Frauen konnten spätestens nach dem sechsten Tag mit Kind entlassen werden. Die Wissenschaftlerinnen empfehlen Quarantäne-Maßnahmen bei diesen schwangeren Frauen und einen Mundschutz beim Umgang mit den Neugeborenen, da diese selbst nicht mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Gleichzeitig könne mit diesen Maßnahmen im Krankenhaus begonnen und das medizinische Personal geschützt werden.

Auch die Bild (16. April 2020) berichtete in Deutschland über diese Studie und zitierte Dr. Rahil Briggs, die den jungen Müttern Mut macht. „Wir wissen, dass Hautkontakt sich positiv auf Herzschlag, Atmung, Temperatur und Emotionen auswirken.“ Auch das Tragen einer Maske sollte für das Kind keinen großen Unterschied machen. Denn den Hautkontakt gäbe es zumeist ohnehin, wenn der Säugling auf der Brust der Mütter liege.

Von Rainer Klawki

Dieser Artikel erschien im Human Rights Talk Nr. 6. Die vollständige Ausgabe gibt es hier.