24.11.2022

Grußwort Marie Elisabeth Hohenberg

Sehr geehrte Damen und Herren,

die aktuellen Zeiten sind höchst ungewiss weshalb ich Ihnen heute nichts schreiben möchte, das vielleicht zu dem Zeitpunkt, da es gedruckt ist und bei Ihnen in den Briefkästen liegt schon wieder überholt ist. Aus diesem Grund schreibe ich Ihnen heute von einigen Gewissheiten, die für die nächsten Monate sicherlich Gültigkeit haben. Es sind Gewissheiten, die Ihr Leben und unseren Arbeitsalltag in der Stiftung auf ungewisse Zeit bestimmen werden.

Da ist zunächst die Tatsache, dass das Leben teurer wird. Wir alle müssen unser Geld zusammenhalten. Wir wollen auf „Nummer sicher gehen“ und fragen uns besorgt, wie sich die Preise wohl in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln werden? Wir sparen, kürzen, streichen und drehen die Heizung runter.

Als Stiftung bekommen wir diesen allgemeinen Stimmungstrend bereits jetzt deutlich zu spüren. Während unsere Projektpartner versuchen ihre Mehrkosten auch mithilfe unserer Zuschüsse zu finanzieren, haben einige unserer sehr treuen Spender mit großem Bedauern aufgrund ihrer eigenen prekären finanziellen Lage ihre Spendentätigkeit einstellen müssen. Wir verstehen das und bitten von Herzen, dass deswegen keiner ein schlechtes Gewissen haben möge.

Die gute Nachricht ist, dass jeder mit oder ohne Geld, ganz so wie es seine Lage zulässt, Lebensbotschafter sein kann. Wir können mit Menschen über unser Herzensanliegen ins Gespräch kommen, tatkräftige Hilfe anbieten und für das Schicksal der vielen in Not geratenen Mütter und ihrer Kinder beten.

Leider ist es natürlich auch so, dass Frauen und Familien in einer ungeplanten Schwangerschaft, in der momentanen Situation noch eher eine Abtreibung in Erwägung ziehen, da sie einfach Angst haben, es finanziell nicht zu schaffen. Vielleicht lassen sich damit auch die gestiegenen Abtreibungszahlen im vergangenen Quartal erklären? Es ist also umso dringender nötig, dass wir diese betroffenen Frauen und Familien ermutigen, damit sie sich für ihr Kind entscheiden. Problematisch ist nun, dass diese Ermutigung sich immer häufiger in Form finanzieller Unter- stützung ausdrückt. So wissen wir aus einer Studie der Uni Heidelberg über Gründe für Schwangerschaftskonflikte, dass materielle Sorgen ganz oben auf der Liste stehen. Als Förderstiftung, die sich für den Lebens- und Familienschutz engagiert, ist dies natürlich ein Dilemma. Unserem Stiftungszweck folgend wollen wir die finanzielle Not der Familien lindern und wissen doch gleichzeitig, dass viele von unseren Freunden und Förderern einfach nicht mehr geben können.

Wir sind daher in besonderem Maße auf diejenigen unter Ihnen angewiesen, die von den derzeitigen Einschränkungen nicht ganz so stark betroffen sind wie andere, und die die Möglichkeit haben uns weiterhin oder vielleicht sogar mehr als sonst zu unterstützen. Mir ist bewusst, dass ich um sehr viel bitte! Aber ich sehe uns in der Verantwortung und Pflicht auch oder vielmehr gerade jetzt, Frauen und Familien in Not nicht im Stich zu lassen.

Ihre

Marie Elisabeth Hohenberg
(Vorsitzende des Vorstandes)