09.07.2020

Die Wirkung der Abtreibungspille kann bei Meinungswandel wieder rückgängig gemacht werden

Wenn Sie in einer akuten Notlage sind, finden Sie Informationen und Hilfe unter abtreibungspille.net oder bei der VitaL-Telefonberatung unter 0800 3699963. Die STIFTUNG JA ZUM LEBEN bietet selbst keine Beratung an.

 

Abtreibungspille Mifrepriston genommen? O je – was habe ich getan?

Unter den Frauen, die mit der Pille Mifegyne (Mifepriston) abtreiben, gibt es stets einige, die nach der Einnahme ihre Meinung ändern und den Vorgang wieder rückgängig machen wollen. Mit Progesteron kann ein Abtreibungsversuch inzwischen tatsächlich rückgängig gemacht werden.

Von Rainer Klawki

Eine neue Entwicklung: Mittels einer Progesteron-Behandlung ist die Aufhebung der Wirkung einer Abtreibungspille möglich und – wie in Studien gezeigt werden konnte – in vielen Fällen erfolgreich und ohne gesundheitlich negative Folgen für Mutter und Kind verlaufen. Darauf hat Prof. Paul Cullen aus Münster bei einer Veranstaltung der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) in Fulda Anfang Juni 2020 hingewiesen.

Von den 101.000 Abtreibungen (2019), die in Deutschland beim Statistischen Bundesamt (destatis.de) gemeldet wurden, erfolgen inzwischen etwa 25 Prozent auf hormonellem Wege mittels Abtreibungspille (22.850 mit Mifegyne, 2.290 mit sonstigen Arzneimitteln). Das sind bereits ein Viertel aller Abtreibungen, die üblicherweise chirurgisch mit einer Ausschabung (Curettage) oder mit Hilfe einer Absaugung (Vakuumaspiration) vorgenommen werden. Zu der Abtreibungspille Mifepriston wird oft ein zweites Mittel, das Prostaglandin Misoprostol, hinzugegeben. Mifepriston verhindert die Wirksamkeit des Schwangerschaftshormons Progesteron und führt zu einer Fehlfunktion der Gebärmutter. Misoprostol löst eine Kontraktion der Gebärmutter aus und führt zu Wehen.

Den Bedarf für eine solche „Abortion Pill Reversal (APR)“ in Deutschland bezifferte Cullen mit einer Statistik aus der ehrenamtlichen Schwangeren-Beratung „vita L“. Danach gab es in den Jahren 2012 bis 2019 insgesamt 13 Fälle, in denen nach Einnahme der Abtreibungspille die Schwangere ihre Meinung änderte. Die Frauen hatten entweder mit Mifepriston plus Prostaglandin oder mit Misoprostol allein eine Abtreibung gestartet. Acht Fälle davon verblieben mit ungewissem Ausgang, in zwei Fällen starb das Kind, ein Kind überlebte gesund.

In der medizinischen Wissenschaft ist mittlerweile in zwei Studien untersucht worden, ob die Progesteron-Supplementierung als Gegenmittel zum Mifepriston wirksam und sicher ist. Beide Substanzen binden an denselben Rezeptor mit unterschiedlicher Wirkung: Progesteron aktiviert ihn und Mifepriston blockiert diesen.

Dr. George Delgado vom Santa Monica Hospital der Universitätsklinik Los Angeles/Kalifornien konnte bei 754 Frauen, die die Abtreibungspille Mifepriston genommen und ihre Meinung geändert hatten, eine intramuskuläre Injektion von Progesteron oder hochdosiertes Progesteron als Weichkapsel geben. Bei 64 Prozent der Fälle nach intramuskulär injiziertem Progesteron und in 68 Prozent der Fälle nach einer Progesteron-Kapsel blieb die Schwangerschaft erhalten. Die Umkehr der Effekte des Mifepriston durch Progesteron sei sicher und wirksam gewesen, so der Wissenschaftler in einer Bewertung des Verfahrens.  (George Delgado und Kollegen, A Case Series Detailing the Sucessful Reversal of the Effects of Mifepristone Using Progesterone. Issues in Law and Medicine, 32 (1), 2018).

International die meiste praktische Erfahrung mit dem „Abortion Pill Reversal“ hat Dr. Donna J. Harrison von der „American Organization of Pro Life Obstetricians and Gynecologists“. Sie konnte ihre Arbeitsweise auf der „Heartbeat Conference 2020“ in Seattle vorstellen.

Die Häufigkeit der chemisch-hormonellen Abtreibung wird in Zukunft weiter ansteigen, so dass auch die Zahl der benötigen „Abortion Pill Reversals“ zunehmen wird. Cullen verwies auf eine Pro-Familia-Veröffentlichung, aus der hervorgeht, dass in Finnland fast 80 Prozent, in Schweden und Frankreich mehr als 70 Prozent der Fälle der Schwangerschaftsabbrüche mit der Einnahme dieses Antihormons erfolgen. In den USA lag dieser Anteil im Jahr 2017 bei 39%.

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Progesteron-Behandlung: In der Gynäkologie ist die Behandlung mit Progesteron bei Problemschwangerschaften ein übliches Vorgehen, um den Organismus der Frau für die Geburt eines Kindes zu stabilisieren. Experten haben berechnet, dass allein in Großbritannien pro Jahr etwa 8.000 Fehlgeburten verhindert werden könnten, wenn diese Behandlung bei Frauen mit Fehlgeburten in der Krankengeschichte oder nach Blutungen angewendet werden. „Solche Wackelschwangerschaften von Frauen mit Fehlgeburten in der Vergangenheit können enorm von einer solchen Progesteron-Behandlung profitieren, so dass sie gesunde Kinder zur Welt bringen,“ sagte Cullen in Fulda.

Aktualisiert am 25.04.24.