04.08.2020

Die Wirkung der Abtreibungspille kann bei Meinungswandel wieder rückgängig gemacht werden (Teil 2)

Abtreibungspille Mifrepriston genommen? O je – was habe ich getan?

Wer zum ersten Mal von der Umkehrtherapie gegen die versehentlich eingenommene Abtreibungspille Mifepriston hört, ist überrascht. Dass es ein einfaches natürliches Gegenmittel gibt, hängt damit zusammen, dass dies das Schwangerschaftshormon selbst in richtiger Dosierung ist. Dieses ist als Präparat in Apotheken oder Frauenkliniken verfügbar. Ein Gynäkologe, der die Verantwortung übernimmt, muss in aller Regel zuerst über die erfolgreichen Studien und das Behandlungs-Protokoll in Kenntnis gesetzt werden, bevor er der umkehrungswilligen Patientin helfen kann.

Von Rainer Klawki

Funktionsweise: Wie ist es möglich, dass die Wirkung der Abtreibungspille rückgängig gemacht werden kann? Das natürliche Schwangerschaftshormon Progesteron und das Anti-Hormon Mifepriston (Mifegyne) binden an den gleichen Rezeptor der Gebärmutter. Je nachdem, welches der beiden Hormone andockt, wird die Funktion der Gebärmutter entweder gestärkt oder blockiert („kompetitive Hemmung“), heißt es in einer Fachinformation „Wirkung der chemischen Abtreibungspille Mifegyne (RU-486) neutralisieren“ der Initiative „Zweite Chance – neue Hoffnung“ in Bad Laer. Diese kann von medizinischem Personal bei der Hotline angefordert werden. Da in Deutschland die 600-mg-Tablette genommen wird – anders als in den USA, wo aus Kostengründen nur 200-mg-Tabletten zum Einsatz kommen – wird hierzulande der Organismus der Frau für wenige Tage mit Anti-Hormon überflutet, dem nur mit einer Hochdosistherapie aus natürlichem Progesteron entgegnet werden kann, wozu dann medizinischer Beistand erforderlich ist.

Erfahrungen mit der Umkehrtherapie: Prof. George Delgado hat bisher mit der Umkehrtherapie gute Erfolge erzielt. Er hat zwei erfolgreiche Vorgehensweisen geprüft: Einmal wird Progesteron hochdosiert intramuskulär infundiert und ein anderes Mal vaginal gegeben. Über 700 Babys kamen nach seinem Behandlungsprotokoll in den Vereinigten Staaten bereits gesund zur Welt. Warum wird das ungeborene Kind nicht geschädigt? „Mifepriston attackiert die Plazenta und nicht das Kind!“ sagte Delgado im Juni 2019 auf einer Konferenz in Basel/Schweiz. Es kommt nach derzeitigen Erkenntnissen nach Mifepriston-Einnahme zu keinen Missbildungen des Ungeborenen. Delgado wies darauf hin: „Das über die Sicherheit der Behandlung zu wissen ist für Frauen wichtig, die die Wirkung von RU-486 unmittelbar nach dem Abtreibungsversuch stoppen möchten.“ Nach Angaben einer erfahrenen Beraterin sind in Deutschland inzwischen 16 Kinder bei Einhaltung dieser Progesteron-Dosierungsempfehlung gesund zur Welt gekommen, wie es in der Fachinformation heißt.

Vorgehen: Freilich muss für dieses Vorgehen stets ein Arzt, idealerweise ein Gynäkologe, die Verantwortung übernehmen. Das Präparat als solches muss rezeptiert werden. Darum kümmert sich die Beraterin, die über die Hot-Line angerufen worden ist. Sie leistet aufgrund ihrer Kompetenz nötige Überzeugungsarbeit, um einen Arzt für die medizinische Begleitung einer Patientin zu motivieren. Ein Arzt sollte mögliche Nebenwirkungen wie Herz-Kreislauf-Schwäche unter Beobachtung halten. Dabei ist nicht immer klar, ob Nebenwirkungen Folge der Stress-Situation, der Schwangerschaft oder der hochdosierten Einnahme eines natürlichen Hormons ist.

Begleitung der Schwangeren: Die Schwangere in der Umkehrtherapie wird durch die telefonische Help-Line weiter begleitet. Nach dem Meinungswandel ist dieser Beistand besonders wichtig. Fragen betreffen dabei oft das Wohlergehen des Kindes. Die Überlebens-Chancen des Kindes sind umso größer, je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist. Im letzten Trimenon entfaltet Mifepriston kaum noch eine Wirkung. Die hormonelle Abtreibungspille Mifepriston wird deshalb nur bis zur 9. Schwangerschaftswoche eingesetzt.

Hinweis: Sämtliche Angaben beziehen sich auf die erste (Mifepriston) von zwei Pillen, die für eine chemische Abtreibung in Deutschland verwendet werden. Hersteller ist ein Unternehmen, das nur diese beiden Präparate plus einen Schwangerschaftstest herstellt. Die zweite Pille (Misprostol) wird erst am dritten Tag eingenommen. Es handelt sich um ein Prostaglandin, das Wehen auslöst und im Schnitt nach etwa drei Stunden wirksam wird. Wehenhemmende Mittel (Tokolytika), die Alkohol enthalten, sind in Kliniken und Krankenhäusern verfügbar. RK

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