28.10.2025
Mainz, 18.10.25 – Grußwort zum 40-jährigen Jubiläum der Christdemokraten für das Leben von Marie Elisabeth Hohenberg, Vorsitzende des Stiftungsvorstands der STIFTUNG JA ZUM LEBEN
Sehr geehrte Damen und Herren,
damit etwas fruchtbares Neues entstehen kann, bedarf es zunächst einer guten Idee, der richtigen Zeit und vor allem der passenden Menschen, diese umzusetzen. All dies traf bei der Gründung der Christdemokraten für das Leben zusammen.
Getrieben wurde die Gründungsidee von der durch Helmut Kohl angekündigten und dann leider ausgebliebenen geistig-moralischen Wende. Aus der Jungen Union heraus kristallisierte sich die Vision einer Organisation, die dem Lebensrecht eine kraftvolle Stimme geben und eine Erneuerung dieses Anliegens innerhalb der Partei erwirken wollte. Ihnen und Ihren Mitstreitern, Herr Hüppe, ist diese Idee zu verdanken. Als Sie damit auf meine Mutter, Johanna Gräfin von Westphalen zugingen, fanden Sie in ihr die Gründungsvorsitzende, die sich diesem Thema und dem Aufbau der Organisation ganz verschrieben hat. Dank ihrer breiten Vernetzung und ihrer Fähigkeit, Menschen zu verbinden, konnte aus dem Nichts eine Vereinsstruktur gebildet und auf Kreis- und Bundesebene Menschen gefunden werden, die sich der Vision einer Erneuerung der CDU und einer stärkeren Fokussierung auf den Lebensschutz anschlossen.
Mit dem Büro im Vorgebäude des Schlosses in Meschede war eine regelmäßige Präsenz meiner Mutter möglich. Alle packten an, mit den einfachsten Mitteln wurden Faltblätter, Rundbriefe und Flyer erstellt. Keiner war sich zu schade, stundenlang am Kopierer zu stehen oder die Falzmaschine zu bedienen.
Und wie es in alten Gemäuern nun einmal so ist, gab es manchmal auch unfreiwillige Besucher, denn die ein oder andere Maus verirrte sich ins Büro. Bis heute wird in der Stiftung die Geschichte erzählt, wie alles angeknabbert wurde, nur die gesunden Dinkelplätzchen meiner Mutter von den „Besuchern“ verschmäht wurden. 20 Jahre war das Büro in Meschede angesiedelt, seit 1988 gemeinsam genutzt mit der STIFTUNG JA ZUM LEBEN. Aus dieser Zeit rührt die enge Verbindung von CDL und Stiftung.
Unermüdlich trug meine Mutter die Botschaft der CDL weiter, hielt Vorträge und war auf den Bundes- und Landesparteitagen präsent, oft mit einem Bollerwagen voller Materialien im Schlepptau. Von diesen vielen Veranstaltungen zeugt noch heute eine Pinnwand in der Stiftung, auf der all ihre Parteitagsanstecker neben dem Konterfei von Franz-Josef Strauß prangen.
Nicht überall stieß die Gründung der CDL auf Gegenliebe. Innerhalb der CDU bestand und besteht leider auch heute noch Skepsis gegenüber dem Verein. Schon damals hieß es: man sei doch Lebensschützer genug und brauche deshalb die CDL nicht. Doch um eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Lebensrecht anzuregen und über die letzten Jahrzehnte hinweg aufrecht zu erhalten, war die Gründung elementar. Die CDL war und ist ein Stachel im Fleisch der Union und, wie meine Mutter sagte, „wer hat schon gern einen Stachel im Fleisch“.
Die geistig-moralische Wende konnte durch die CDL entgegen aller Anfangshoffnung nicht so forciert werden, wie man es sich gewünscht hätte. Wie viele von ihnen, war auch meine Mutter von dieser Entwicklung enttäuscht. Doch darf dies nicht entmutigen. Auch heute ist es wichtig, all unser Hoffen und Mühen auf eine fundamentale Wende hin zu richten. Gleichzeitig darf der Wert des Aufhaltens negativer Entwicklungen oder noch gravierenderer Gesetzesvorhaben nicht unterschätzt werden.
Ohne das unermüdliche, klare und unaufgeregte Wirken der CDL wäre es um den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende in der Union, ja in Deutschland deutlich schlechter bestellt.
Das Einwirken der Christdemokraten für das Leben auf die Unionsparteien ist heute wichtiger denn je. Eine vernehmbare Stimme der CDL ist notwendig, um einer weiteren Erodierung des Lebensschutzes und des christlichen Menschenbildes innerhalb der Unionsparteien entgegenzuwirken.
Unzählige Engagierte haben seit der Gründung der CDL mit Mut, Beharrlichkeit und Klarheit für die Schwächsten in unserer Mitte gestritten. Viele von ihnen sind heute hier, um dieses Jubiläum zu begehen. Ihnen allen und besonders auch den Nachfolgerinnen meiner Mutter, Frau Löhr und Frau Wenzel, danke ich für das fruchtbare Weitertragen der Gründungsidee.
Herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Jubiläum. Ad multos annos!
Bild: Hubert Hüppe, MdB a.D. und stellvertretender Vorsitzender der CDL, beim Festvortrag; (c) Michael Lennartz.